Früh am Morgen – weil die Anpassung an die Zeitzone noch nicht so recht gelungen ist – bummeln wir nochmals durch die Stadt. Der Fisch wird gerade von Frauen auf dem Kopf von den Booten zum Markt getragen, auch sonst finden wir noch nicht allzu viel offene Geschäfte, dafür aber das berühmte Graffiti von Cesaria Evora.
Der gestern so belebte Laghina beach ist heute Vormittag noch fast menschenleer, aber es weht die grüne Flagge, also rein ins Vergnügen. Das Wasser hat 24°, für den Atlantik Anfang Mai nicht schlecht.
In der Mittagshitze steigen wir durch die Vorstädte Mindelos im Norden direkt vom Quartier zum Startpunkt unserer „kurzen“ Einstiegswanderung. Aus gepflegten Einfamilienhausvierteln werden weniger gepflegte Bauruinen, aus Bauruinen Baracken , aus Baracken staubtrockene Steinhaufen – jeden Moment müsste Luke mit seinem Blechflieger hier um die Ecke biegen. Wir lassen die bewohnte Gegend nun endgültig hinter uns und wandern weiter Richtung Praia Joao Evora, eine einsame Bucht hinter dem Nordkap von Sao Vicente. Einst einsam – und wieder: In der Zwischenzeit versuchte ein wahnsinniger Milliardär hier ein Luxusferiendorf hochzuziehen. Die Zeugen seines Scheiterns stehen heute noch in der Landschaft herum.
Von hier weg verspricht der Wanderführer einen Küstenpfad nach Salamansa. Doch schon der Einstieg ist kaum zu finden und lässt uns recht ratlos auf rutschigem Lavageröll herumklettern. Doch in Person des Wächters der genannten Bausünden findet sich eine Ritter in zerissenen Schuhen der uns liebenswerterweise zurück auf den Pfad führt und das nicht markierte ausgesetzte Stück begleitet. Ohne ihn wären wir wohl umgekehrt und hätten die wirklich grandiose Küstenwanderung nicht erlebt. In der Ferne ist denn endlich unser Ziel, der Fischerort Salamansa zu sehen. Über Lavabrocken und Sanddünen geht’s zur Bucht hinunter. Hier steht der starke Wind voll herein und eine entsprechende Brandung lädt vor allem Kiter und Surfer – und ein paar unerschrockene Kinder – zum Baden ein.
Uns zieht es mehr zur Hafenkneipe, die cerverja ist gut gekühlt und der fangfrische Fisch ein Gedicht!